10.000 Euro für die Wolfenbütteler Tafel
Der Umzug der Wolfenbütteler Tafel rückt immer näher. Der DRK-Kreisverband plant, die neuen Räume im Löwentor (Eingang Großer Zimmerhof) erstmals am Samstag, 5. Oktober, bei einem Tag der offenen Tür zu zeigen. Der Regelbetrieb für die Abholer startet dann am darauffolgenden Montag.
Bis dahin ist noch einiges zu tun, und auch die Finanzierung der benötigten Ein- und Umbauten steht noch nicht zu 100 Prozent. "Aber die letzte Lücke werden wir bald geschlossen haben", erklärten jetzt Frederike Schwieger als DRK-Fachbereichsleiterin für die Tafel sowie die Ehrenamtlichen Juliane Liersch und Wilhelm Schmidt vor Ort. Der Anlass war ein überaus erfreulicher: Vertreter der Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK) sowie der Öffentlichen Versicherung überbrachten Spendenschecks. Beide beteiligen sich mit jeweils 5000 Euro an der Neuorganisation der Tafel.
Diese Neuorganisation ist dringend erforderlich, weil die bisherige Einrichtung (Eberts Hof/Großer Zimmerhof 29) aus allen Nähten platzt. "Durch verschiedene Krisen, die daraus resultierenden Flüchtlingszahlen, aber auch vermehrt bedürftige Rentnerinnen und Rentner haben wir heute dreimal mehr Abholerinnen und Abholer als vor fünf Jahren", sagte Frederike Schwieger. Rund 120 Personen stellen sich jeden Tag ein, "Tendenz steigend".
Dass es so am bisherigen Standort nicht mehr weitergeht, davon konnten sich die Gäste bei einem kurzen Rundgang überzeugen. Die Lebensmittel-Ausgabe ist von bedrückender Enge geprägt. "Zudem wird uns der Umzug helfen, unseren Second-Hand-Shop in Eberts Hof besser zu strukturieren", erklärte Juliane Liersch. "Zum Beispiel wollen wir den Kinderbereich wegen der großen Nachfrage ausdehnen." Die Einnahmen von Eberts Hof fließen übrigens in die Finanzierung der Tafel, die sich ansonsten ausschließlich aus Spenden speist.
Von dem großen Wir-Gefühl in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel ließ sich die Gruppe am neuen Standort überzeugen. "Hier haben wir zwei Drittel mehr Fläche", sagte die Fachbereichsleiterin. Erstmals werde es dadurch möglich, die Sortierung der gespendeten Lebensmittel und die Ausgabe an einem Ort zu bündeln. "Bislang läuft die Sortierung am Exer, was viel Fahrerei mit sich bringt." Den Ausbau des neuen Standorts übernahmen ganz viele Firmen ohne Bezahlung.
"Dieses Signal und vor allem die schnelle Umsetzung haben mir meinen Glauben an das deutsche Handwerk zurückgegeben", betonte Wilhelm Schmidt. Er hob den Einsatz der Betriebe König, Klauenberg und Musiol hervor, die innerhalb von vier Wochen aus dem Rohbau ausgesprochen Ansehnliches gemacht haben. Die Firma GS Gabelstapler stiftete zudem ein nagelneues Fahrzeug für den Paletten-Transport, und Aldi-Nord baute gebrauchte Regale und Kühltruhen ein, die bei der Modernisierung eines Geschäftes übrig blieben.
Überhaupt sei die Spendenbereitschaft beeindruckend, ergänzte Frederike Schwieger. Alle Supermärkte in Stadt und Landkreis seinen mittlerweile dabei – auch der neue Marktkauf. "Vor dort bekamen wir kürzlich 40 Kisten Kühlware. So viel hatten wir noch nie auf einmal." Bemerkenswert auch der Einsatz von Altstadtbäcker Richter: "Wenn wir ihm abends unsere Bedarfsliste schicken, haben wir am nächsten Morgen die Ware da."
Die Gäste zeigten sich erkennbar beeindruckt von den Informationen dieses Rundgangs. "Das ist ein tolles Beispiel eines erfolgreichen Gemeinschaftsprojektes", betonten Lars Dannheim (BLSK-Privatkundenvorstand) und Marc Knackstedt (Vorstandsvorsitzender der Öffentlichen). Dies zu unterstützen, sei für beide Einrichtungen selbstverständlich. „Als BLSK ist es nicht nur unser Auftrag, Menschen die Teilhabe zu ermöglichen, es ist uns auch eine Herzensangelegenheit", erklärte Lars Dannheim. "Da zu helfen, wo Hilfe dringend gebraucht wird, war für uns schon immer eine Selbstverständlichkeit und deshalb freue ich mich, dass wir mit unserer Spende an die Wolfenbütteler Tafel dazu beitragen können, Menschen zu unterstützen.“
Marc Knackstedt ergänzte, das alte Braunschweiger Land stehe schon immer im Fokus von Bankhaus und Versicherer: "Das ist sogar in unserer Satzung als öffentlich-rechtliche Einrichtungen verankert." Aus diesem Grund fördern beide bereits eine ganze Reihe von Tafeln in der Region. "Dass die Wolfenbütteler Tafel des Roten Kreuzes nicht irgendwo am Ortsrand untergebracht ist, sondern in der Fußgängerzone, also quasi in der Mitte der Gesellschaft, finde ich besonders bemerkenswert." Die Tafel-Kunden müssten sich ohnehin schon durchs Leben kämpfen. "Da darf man sie nicht auch noch stigmatisieren – für mich ist die Lage dieser Tafel auch ein Teil der Wertschätzung."